Wie Schwindel im Körper entsteht
Wie Schwindel im Körper entsteht
Diagnostik
Um nichts zu übersehen beginnt das diagnostische Vorgehen immer mit einem ausführlichen Anamnesegespräch. Dabei fragt der Arzt gezielt nach der genauen Art, also ob es sich um einen drehenden, schwankenden, dauerhaften, unregelmäßigen, anfallsartigen oder benommenen Vertigo handelt. Nicht weniger wichtig ist der Auslöser, sofern er bekannt ist. Zudem leiden die Betroffenen nicht selten unter lästigen Begleitsymptomen wie Ohrensausen, Hörprobleme oder Kopfschmerzen. Die einzelnen Schwindelarten grenzen sich weiter in ihrer zeitlichen Ausprägung voneinander ab. Die möglichst exakte Angabe der Dauer ist folglich ein guter Anhaltspunkt, um zum Beispiel einen Lagerungsschwindel festzustellen.
Der Lagerungsschwindel ist tritt meistens plötzlich nach Änderung der Körperlage auf und ist in der Regel nur von kurzer Dauer. Wohingegen psychosomatisch bedingte Schwindelanfälle fast regelhaft länger andauern. Zur weiteren Unterscheidung wird mit guten Erfolg der Kopfimpulstest angewandt. Bei diesem Test wird der Kopf vom Arzt ruckartig nach links und nach rechts bewegt. Der Patient ist dabei angehalten einen ganz bestimmten Punkt zu fixieren. Schafft es der Patient mit den Augen diesen Punkt im Blick zu behalten, sind beide Gleichgewichtsorgane funktionsfähig und nicht beeinträchtigt. Schafft man es allerdings nicht und gehen die Augen bei der Bewegung des Kopfes mit, spricht dies für ein gestörtes Gleichgewichtsorgan.
Es schließt sich eine ophtalmologische, otologische und vestibuläre Untersuchung an. Bei Begleitsymptomen wie Hörverlust und Tinnitus, ist bei gleichzeitigem Vertigo immer auch an einen Morbus Menière zu denken. Eine relativ häufige Schwindelart ist der benigne paroxysmale (also anfallsartig auftretender) Lagerungsschwindel. Für diese spezielle Schwindelart wird sehr gerne das sogenannte Dix-Hallpike-Manöver eingesetzt. Für dieses Manöver setzt sich der betroffene Patient auf einer Liege oder etwas Ähnliches und blickt gerade aus. Der Arzt dreht anschließend den Kopf des Patienten um 45 Grad in eine Richtung und legt den Patienten darauffolgend auf die Liege. Beim Dix-Hallpike-Manöver werden beide Seiten getestet, sodass dasselbe Vorgehen auf der anderen Seite wiederholt wird. Ein Ergebnis wird dann als positiv gewertet, wenn ein rotierendes Augenzittern (Nystagmus) zum erkrankten Ohr hin erfolgt. Dieses Augenzittern ist nur von kurzer Dauer und klingt nach spätestens einer Minute wieder ab. Zu beachten ist dabei, dass andere Symptome, wie ein Schwarz werden vor den Augen, nicht als pathologisch zu werten sind. Der HINTS drei-Stufen-Test (für head impulse, nystagmus, test of skew), ein EKG (teilweise auch über 24 Stunden), die Kontrolle der Halswirbelsäule und er Ausschluss einer CMD (craniomandibuläre Dysfunktion, Funktionsstörung des Kausystems) komplettieren die Untersuchungsmethoden. Probleme der Halswirbelsäule infolge schlechter Haltung und CMD, kommen immer öfter als Auslöser von Vertigo in Betracht.
Bei CMD empfiehlt sich eine holistische Behandlung, diese durch spezialiserte Physiotherapeuten durchgeführt werden sollte. Ein Online-Kurs mit CMD Expertin Steffi Kapp findet sich HIER.
Sollten alle Untersuchungen nicht eindeutig oder eventuell sogar widersprüchlich sein, muss eine psychogene Ursache in Betracht gezogen werden. Der psychogene Vertigo unterscheidet sich von den restlichen Schwindelarten dadurch, dass viele Diagnostikmethoden negativ ausfallen, der individuelle Leidensdruck hingegen als sehr stark angesehen wird. Als letzte Möglichkeit, insbesondere bei Verdacht auf eine neurologische Komponente oder bei chronischen Symptomen, wird ein bildgebendes Verfahren wie die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) eingesetzt und ein Bild vom Kopf aufgenommen.
Therapie
Je nach diagnostizierter Schwindelart (benigner paroxysmaler-, psychogener Vertigo, Morbus Menière u.a.) erfolgt eine nicht-medikamentöse oder medikamentöse Behandlung. Nicht-medikamentös kommt vorzugsweise eine Lagerungstherapie in Frage, etwa nach Semont oder Epley. Dieses Vorgehen ist vor allem beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel erfolgreich, da hier Medikamente nicht oder nur mangelhaft wirksam sind. Auch hier gilt der Grundsatz, je länger der Schwindel schon besteht, desto schwieriger ist er zu therapieren. Beim psychogenen Schwindel kommen kognitive Verhaltenstherapie, Physiotherapie, unterstützende Gespräche und SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmstoffe) zum Einsatz.
Die Kombination von diesen Verfahren ist oftmals wirksamer als die jeweilige Monotherapie. Bei wiederholten oder dauerhaften Schwindelanfällen kann eine medikamentöse Prophylaxe mit Dimenhydrinat versucht werden. Dieser Arzneistoff kann jedoch bei alten Menschen zu Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen, trockenem Mund, Sehstörungen und kognitiven Defiziten führen, weshalb der Einsatz immer gegen diese unerwünschten Nebenwirkungen abzuwägen ist. Alternativ können Ginko biloba Produkte verwendet werden. Diese sollen die Durchblutung der kleinen Gefäße verbessern und damit die eigentliche Funktion des Gleichgewichtorgans wiederherstellen. Das Nebenwirkungsprofil von Ginkgo ist zumindest besser als jenes von Dimenhydrinat, weshalb ein Therapieversuch durchaus gerechtfertigt ist. Da orthopädisch bedingte Schwindelarten manchmal auf eine muskuläre Verspannung zurückzuführen sind, kann eine Lösung der muskulären Blockade mit Muskelrelaxantien wie Tizanidin oder Orphenadrin einen guten Erfolg erzielen. Als Nebenwirkungen können sich gesteigerte Müdigkeit und Gangstörungen zeigen.
Bei Beteiligung einer entzündlichen Komponente verkürzt die orale Gabe von Glukokortikoiden (Prednison oder Prednisolon) die Dauer der Erkrankung. Üblicherweise wird die Therapie für maximal zwei Wochen durchgeführt und langsam ausgeschlichen. Antivertiginosa wie Betahistin sind zwar nach wie vor im Einsatz, ein eindeutiger Wirkungsnachweis konnte bis dato jedoch nicht erbracht werden. Zu berücksichtigen ist hier allerdings der teilweise enorme Leidensdruck des Patienten, weswegen ein Therapieversuch bei persistierenden Beschwerden auf jeden Fall berechtigt ist. Für alternative nicht-medikamentöse Methoden, unter anderem Akupunktur, Homöopathie, Manualtherapie und Stressmanagement gibt es zwar keine Wirksamkeitsbelege, der individuelle Heilerfolg bei manchen Patienten steht aber auch hier über der evidenzbasierten Medizin, vor allem bei mangelnden Erfolg anderer Maßnahmen. Grundsätzlich können Menschen mit Vertigo unter vermehrten Stress und psychischer Belastung leiden. Darum kann ebenso in diesem Bereich ein Therapieschwerpunkt gesetzt werden.
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Schwindel
Therapie
Je nach diagnostizierter Schwindelart (benigner paroxysmaler-, psychogener Vertigo, Morbus Menière u.a.) erfolgt eine nicht-medikamentöse oder medikamentöse Behandlung. Nicht-medikamentös kommt vorzugsweise eine Lagerungstherapie in Frage, etwa nach Semont oder Epley. Dieses Vorgehen ist vor allem beim benignen paroxysmalen Lagerungsschwindel erfolgreich, da hier Medikamente nicht oder nur mangelhaft wirksam sind. Auch hier gilt der Grundsatz, je länger der Schwindel schon besteht, desto schwieriger ist er zu therapieren. Beim psychogenen Schwindel kommen kognitive Verhaltenstherapie, Physiotherapie, unterstützende Gespräche und SSRI (selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmstoffe) zum Einsatz. Die Kombination von diesen Verfahren ist oftmals wirksamer als die jeweilige Monotherapie. Bei wiederholten oder dauerhaften Schwindelanfällen kann eine medikamentöse Prophylaxe mit Dimenhydrinat versucht werden. Dieser Arzneistoff kann jedoch bei alten Menschen zu Verstopfung, Blasenentleerungsstörungen, trockenem Mund, Sehstörungen und kognitiven Defiziten führen, weshalb der Einsatz immer gegen diese unerwünschten Nebenwirkungen abzuwägen ist. Alternativ können Ginko biloba Produkte verwendet werden. Diese sollen die Durchblutung der kleinen Gefäße verbessern und damit die eigentliche Funktion des Gleichgewichtorgans wiederherstellen. Das Nebenwirkungsprofil von Ginkgo ist zumindest besser als jenes von Dimenhydrinat, weshalb ein Therapieversuch durchaus gerechtfertigt ist. Da orthopädisch bedingte Schwindelarten manchmal auf eine muskuläre Verspannung zurückzuführen sind, kann eine Lösung der muskulären Blockade mit Muskelrelaxantien wie Tizanidin oder Orphenadrin einen guten Erfolg erzielen. Als Nebenwirkungen können sich gesteigerte Müdigkeit und Gangstörungen zeigen. Bei Beteiligung einer entzündlichen Komponente verkürzt die orale Gabe von Glukokortikoiden (Prednison oder Prednisolon) die Dauer der Erkrankung. Üblicherweise wird die Therapie für maximal zwei Wochen durchgeführt und langsam ausgeschlichen. Antivertiginosa wie Betahistin sind zwar nach wie vor im Einsatz, ein eindeutiger Wirkungsnachweis konnte bis dato jedoch nicht erbracht werden. Zu berücksichtigen ist hier allerdings der teilweise enorme Leidensdruck des Patienten, weswegen ein Therapieversuch bei persistierenden Beschwerden auf jeden Fall berechtigt ist. Für alternative nicht-medikamentöse Methoden, unter anderem Akupunktur, Homöopathie, Manualtherapie und Stressmanagement gibt es zwar keine Wirksamkeitsbelege, der individuelle Heilerfolg bei manchen Patienten steht aber auch hier über der evidenzbasierten Medizin, vor allem bei mangelnden Erfolg anderer Maßnahmen. Grundsätzlich können Menschen mit Vertigo unter vermehrten Stress und psychischer Belastung leiden. Darum kann ebenso in diesem Bereich ein Therapieschwerpunkt gesetzt werden.